bewahren, schaffen, verändern
Shu Ha Ri ist ein Konzept der asiatischen Kampfkünste welches unter anderem auch im Karate verwendet wird, sich aber auf alle Lehrdisziplinen wie auch den Buddhismus übertragen lässt. Shu-Ha-Ri beschreibt unterschiedliche Lernstufen und meint das Erlernen oder Bewahren von vorhandenem Wissen oder Traditionen, das Üben oder Praktizieren dergleichen und nicht zuletzt das Hinauswachsen aus vorhandenen Denkmustern und Anwendungswegen bzw. Überzeugungen. Das Konzept geht auf Kawakami Fuhaku zurück.

Shu: Die erste Lernstufe heißt „Shu“ und bedeutet die Regeln zu lernen, zu gehorchen und zu kopieren – also die Regeln der Traditionen und Werte selber genau so nachzumachen und sie somit zu bewahren. Man kann sich vorstellen, ein kleiner Junge kommt in das Kloster der Mönche und will die Wegschule erlernen. Seine Großmeister zeigen ihm die Traditionen und Werte, korrigieren falsche Haltungen und lassen den Jungen die Traditionen und Werte wiederholen. In dieser Phase gehorcht der Junge als Lernender seinen Großmeistern.

Ha: Die Ha Stufe wird oft mit dem Gesellen verglichen oder auch einem jungen Erwachsenen. Wenn wir also bei unserem Bild vom Jungen im Kloster bleiben, so ist dieser zu einem jungen Erwachsenen herangewachsen. Er kennt die Ausführung der Traditionen und Werte, weiß nach welchen Regeln und Mustern diese ablaufen. Nun beginnt er die Hintergründe der Traditionen und Werte zu hinterfragen. Hier beginnt der Geselle sich den hinterliegenden Prinzipien der Traditionen und Werten bewusst zu werden und entwickelt so seinen eigene Souveränität. Dabei macht er kleine Anpassungen, aber er behält die Prinzipien bei.

Ri: ist die letzte Lernstufe, hier hat der Geselle den selben Wissensstand wie sein Großmeister. Somit wird er selber zum Großmeister, dies gelingt ihm auf Basis von seinen bisherigen Lehren und Erfahrungen. Im gegenseitigen Einverständnis würde, im Falle unserer Geschichte, nun der Junge als Erwachsener und mit dem Einverständnis seines Großmeisters das Kloster verlassen. Da er nun selber Grossmeister ist, kann er durch eigene kreative Impulse seine Traditionen und Werte weiterentwickeln und verändern.